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Spanien

Asterix, Obelix und Guadix

Alleine schon wegen dem schönen Namen mussten wir nach Guadix. Der Ort hat rein gar nichts mit unseren Lieblingsgalliern zu tun. Aber als Eyecatcher in der Überschrift machen sich die Beiden einfach gut.

Guadix liegt auf knapp 1000 Metern Höhe etwa eine Stunde nordwestlich von Almeria. Auf der Fahrt dahin konnten wir einige schneebedeckte Berge der Sierra Nevada bewundern. Es scheint aber dieses Jahr nicht sehr viel Schnee gefallen zu sein.

Als wir gegen 10.00 Uhr in Guadix eintreffen, sind die Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt – bei strahlendem Sonnenschein. Wir lassen uns von den ungewohnten, aber bei der Höhe nachvollziehbaren Temperaturen, nicht davon abbringen, die bekannten Höhlenwohnungen zu besichtigen.

Die von uns besichtigte Höhle war bis in die 80er Jahre bewohnt

Selbst heute leben noch mehrere tausend Menschen in solchen in die Tonerde hinein gegrabenen Höhlen, vor die eine Hausfront gemauert wurde. Fertig ist die Wohnhöhle. Was in der Vergangenheit sicher eher bescheidene und äußerst einfache Wohnverhältnisse waren, kann zur jetzigen Zeit auch mal spektakulär und modern eingerichtet anmuten.

Lauter kleine Hügelchen, Häuschen und Schornsteinchen…
Als Einzelbett heute noch gebräuchlich, scheint aber ein Ehebett gewesen zu sein

Die Temperaturen in den Cuevas (Höhlen) sind Winters wie Sommers äußerst angenehm, ohne dass es einer Heizung oder einer Klimaanlage bedürfte. Die Höhlen bieten Schutz vor Regen und Sonne und sind auch gut durchlüftet durch die kleinen Kamine. Der natürliche Lichteinfall ist allerdings ausbaufähig. Aber man kann sich tagsüber ja auch vor die Höhle setzen, wenn man das möchte. Für eine gut ausgebaute Höhle legt man heute zwischen 50 und 60 Tausend Euro hin. Im Vergleich zu den 20er Jahren, wo der Kaufpreis umgerechnet vielleicht zwei Euro betragen hat, zwar kein Schnäppchen mehr. Aber man kann immer noch damit angeben, ein Höhlenbewohner zu sein.

Weil wir ja bereits eine Wohnung in Form unseres Campingbusses haben, fahren wir weiter. Kurvenreich und eng geht es jetzt auf den Pass Puerto de la Ragua, immerhin 2000m hoch.

Stolz und etwas abgekämpft, es kommen doch hin und wieder Fahrzeuge entgegen

Man umrundet die Sierra Nevada südlich Richtung Granada. Die Gebirgsregion wird Alpujarras genannt, der westliche Teil bildet den Südhang der Sierra Nevada, der Ostteil gehört zur Provinz Almeria.

Da die Fahrt über den Pass weitestgehend einspurig (mit Gegenverkehr) war, mussten wir in Laujar de Andrax erst mal ein Kistchen Wein vom Weingut Cortijo El Cura (alles Bio!) holen, um die Fahrspuren wieder zu verdoppeln.

Bio = gesund

Am Abend hat dann unsere schon vorher schwächelnde Wasserpumpe endlich den Geist aufgegeben. Zum Glück waren wir vorbereitet und hatten eine Ersatzpumpe an Bord. Noch mal sollte es uns nicht so gehen wie zur Jungfernfahrt nach Kroatien 2019, als sich unsere erste Pumpe verabschiedet hatte und wir keinen Ersatz dabei hatten. Dennoch hat uns der Wechsel der Pumpe am nächsten Morgen so viel Zeit gekostet (neue Pumpe im Riesenwohnmobil suchen, Wasser ablassen, Pumpe aus- und einbauen, Wasser auffüllen), dass wir die geplante Wanderung verschieben mussten.

Stattdessen sind wir ein bisschen kreuz und quer durch die Alpujerras gefahren und haben mal hier, mal dort angehalten.

Wie man sehen kann enstehen die Fotos für diesen Blog unter vollem Körpereinsatz

Etwas länger Halt machen wir in Trevelez, überregional bekannt für den luftgereiften Schinken. Es gibt etliche Schinkenhersteller, die den aus allen Landesteilen herangekarrten Schinken an der frischen Höhenluft (1500m) viele Monate reifen lassen.

Ein Monument für Schinken – sieht man auch nicht überall
Ein belegtes Brot mit Schinken….

Am nächsten Tag konnten wir dann unsere Wanderung nachholen, die wir tags zuvor verpasst haben. Es ging rund um Busquistar hinunter in eine Schlucht zu einer verfallenen arabischen Mühle, auf der anderen Bergseite wieder hoch, um dann an anderer Stelle wieder in die gleiche Schlucht zu steigen, an der die nächste Mühle steht.

Busquistar liegt oberhalb der Schlucht des Rio Trevelez
Verfallene maurische Mühle – man möchte nicht darüber nachdenken, welche Mühe es machte, das Getreide erst hinunter in die Schlucht zu tragen, um das Mehl dann wieder mehrere hundert Höhenmeter nach oben zu befördern. Vermutlich haben Maultiere nicht unwesentlich dabei unterstützt.
Ich habe genauso blöd geschaut, als ich um die Ecke kam

Die Gegend ist bekannt für ihre eisenhaltigen Quellen, an manchen Stellen meint man, der Berg würde „bluten“.

Was uns heute aber mehr als die Wanderung den Puls in die Höhe getrieben hat, war die Anfahrt zu einem neuen Stellplatz an einem Stausee. Klingt unspektakulär, wenn man allerdings blind auf Google Maps vertraut, kann das zum Abenteuer werden. Navigationssoftware hat uns vieles erleichtert und ist aus unserem täglichen Reisedasein nicht wegzudenken. Dieses Mal haben wir sie verflucht. Wir sind durch eine kleine Ortschaft gelotst worden, in der die Straßen immer enger und enger wurden. An einer Stelle stand sogar ein Warnschild, dass die Weiterfahrt für große Fahrzeuge nicht empfehlenswert sei.

Aber Google und wir wollten doch da durch! Das Ende vom Lied war dann, dass wir drei Engstellen überwunden haben, um festzustellen, dass es noch enger und definitiv nicht mehr fahrbar wird. Wir konnten an einer Stelle wenden, nur um die gleichen drei Engstellen noch einmal zu überwinden. Und es ist tatsächlich manchmal so, dass die Durchfahrt von der einen Seite durchaus machbar ist. Wenn man die gleiche Stelle dann von der anderen Seite durchfahren will, fühlt man sich wie bei Tetris. Wie genau soll ich da jetzt durchkommen…??? Und es ging doch irgendwie.

Von dieser Aktion gibt es ausnahmsweise keine Fotos. Oder hättet ihr in der Situation noch die Abgebrühtheit besessen? Ich nicht…

Ach übrigens, heute ist Sonntag. Wir sind jetzt seit mehr als vier Wochen unterwegs. Die Zeit verfliegt und wir sind noch nicht mal halb mit Andalusien durch. Aussichtslos, alles anzuschauen, was man gerne sehen möchte. Aber immer noch die Freiheit, jeden Tag neu entscheiden zu können. Wunderbar!

3 Antworten auf „Asterix, Obelix und Guadix“

Hallo ihr Traum-Urlauber, das ist alles so schön bebildert und toll beschrieben, ihr lasst Spanien in einem ganz anderen Licht erscheinen. Meine Reiselust ist auf jeden Fall geweckt … auch wegen der kulinarischen Appetitanreger in Eurem Blog.
Eine der Höhlen wäre doch ein netter Zweitwohnsitz für Euch neben dem Wohnmobil. Und dann schreibt ihr Reiseberichte, führt ein paar Touristen durch die Wüste und lasst ansonsten die Seele baumeln. Abends ein kleines E-Piano Konzert von Susi beim Vino Rosso ….
Ach ne, wir möchten ja das eure Reise durch Europa weitergeht und ihr uns noch in viele Regionen fernab von den üblichen Reiserouten mitnehmt.

Hi Astrid, wenn du das schreibst, klingt das alles so einfach. Du kannst mir glauben, was wir hier tun ist harte Arbeit. Und wir machen das nicht weil es uns Spaß macht. Was mir auch keinen Spaß macht, ist dich korrigieren zu müssen: Vino Rosso gibts hier nicht, das ist ein anderes Land (vermutlich dein Traumziel, richtig?). Hier gibt’s den Vino Tinto! Sag keiner, er könne hier nicht noch was lernen!

Das mit dem Spurverdoppeln hat an den Engstellen offenbar auch nichts geholfen. Aber den Tipp merken wir uns trotzdem! Vino tinto!

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