Dann machen wir uns auf, das Nordkap zu erobern. Ursprünglich war das Nordkap nicht unbedingt auf meiner absoluten must-do Liste. Es liegt viele hunderte Kilometer nördlich der Lofoten und die Fahrt dahin ist angeblich recht eintönig und nicht unbedingt sehenswert.
Aber Susi mochte dann doch gerne an den nördlichsten Punkt Europas fahren und ich habe wegen des miesen Wetters auf den Lofoten zugestimmt.

Habe ich eben vom nördlichsten Punkt Europas gesprochen? Das ist das Nordkap eindeutig nicht, nur wenige Kilometer weiter westlich ragt ein anderer Landzipfel um mehr als einen Kilometer weiter nach Norden. Und außerdem gibt es ja noch Spitzbergen, die norwegische Inselgruppe, die wesentlich weiter nördlich liegt. Man könnte nun einwenden, dass es um Festlandeuropa geht. Aber auch das ist nicht ganz korrekt, da das Nordkap auf der Insel Magerøya liegt. Bis 1999 wurde Magerøya nur mit der Fähre erreicht, seitdem ist sie durch einen Tunnel unter dem Meer mit dem Festland verbunden.
In diesem schwierigen Fall liefert Wikipedia die exakte Definition: „Das Nordkap ist seit 1999 der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas und mit seinem Wahrzeichen, dem Globus, ein bedeutendes touristisches Reiseziel.“

Aber zunächst muss man erst mal hierherkommen. Von Tromsø aus würde man normalerweise auf der E8 ein Stück südlich, und dann auf der E6 und E69 in Norwegen immer weiter nördlich fahren. Dummerweise ist einige Hundert Kilometer vor unserem Ziel auf der E6 eine kleine Brücke kaputt, so dass wir einen ziemlich großen Umweg über das Landesinnere machen müssen. Das wiederum hält einen Bonus für uns bereit: die Ausweichstrecke führt über Finnland und geht auch ein großes Stück an der schwedisch-finnischen Grenze entlang. So haben wir mit einem weiteren kurzen Schlenker (2 Kilometer) an nur einem Tag zwei weitere skandinavische Länder auf unserer Europatour gesammelt. Toll, oder?




Das Nordkap selbst empfing uns dann mit moderaten Temperaturen, aber eisigen Sturmböen und wolkenverhangen. Es war schnell klar: über Nacht würden wir hier nicht bleiben wollen. Es ist zwar sehr verlockend, um Mitternacht im Norden die rote Mitternachtssonne vorbeilaufen zu sehen. Ich nehme an, das gelingt wettertechnisch gesehen hier nur an wenigen Tagen im Jahr. Wir können schon froh sein, dass es am Besuchstag keinen Niederschlag gibt.




Und hier noch das einzig wahre, wirkliche und reale Nordkap, zu dem man aber nicht auf der Straße, sondern nur zu Fuß (oder mit dem Boot) kommt.

Auf der Rückfahrt war dann übriges bereits eine kleine einspurige Behelfsbrücke aufgebaut, so dass wir den Umweg nicht noch einmal fahren mussten. Es war auch so schon weit genug. Für zwei Wochen Urlaub würde ich das Nordkap nicht einplanen, aber mit einem See aus Zeit kann man schon mal hierherfahren.